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Haiga-Besprechung

 

 

in 76-2024/11

 

Wildkatzen
die vom Wind geborene Melodie
einer Rhapsodie                                Maxianne Berger

 

Claudia Brefeld:
Ein Haiga, welches eigentlich keiner vielen Worte bedarf, weil genau das, was dieses Haiga so besonders macht, nicht mit Erläuterungen einzufangen ist. Der vom Haiku eröffnete Raum wird nicht durch das Bild besetzt, vielmehr erweitert es das Haiku, verortet es, intensiviert es durch die Farbe Blau. Vielleicht denkt man dabei auch an Rhapsody in Blue von George Gershwin – kann man, muss man aber keineswegs, denn das Haiga evoziert unterschiedliche Assoziationen beim Lesen und Betrachten. Es öffnet sich leicht, bleibt dabei geheimnisvoll und animiert zugleich, in das Haiga hineinzulauschen.

 

 

 

in 73-2024/7

 

neuronale Bahnen
der Spur folgen durch
einen Blütenschleier                                Debbie Strange

 

Claudia Brefeld:
Welch harmonisches Haiga – klar und fragil zugleich.
Das zart und leicht wirkende Bild scheint förmlich den Blütenduft auszuströmen und es ist, als ob es die Sinne sensibilisiert. Man möchte nach flüchtigen Farben greifen, durch sie hindurchgehen und sich im Blütenduft verlieren.
Für einen Moment die Augen schließen und tief einatmen - diese Leichtigkeit des Augenblicks!
Die Position des Haiku wirkt wie ein Fingerzeig, dem man behutsam folgt, um die Tiefe des Bildes zu betreten.

 

 

 

in 69-2024/3

 

Nachbild
der Engel
zu dem meine Nichte geworden ist                                Maxianne Berger

 

Claudia Brefeld:
Das Nachbild in seiner Doppelbedeutung ist - zum einem eines jener Phänomene, das wir durchaus biologisch erklären können, das aber trotzdem eine Faszination beinhaltet, wenn wir es wahrnehmen (sei es ein positives oder auch negatives Nachbild) - und zum anderen ist es ein Bild, welches nicht im eigentlichen Wortsinn ein bekanntes, berühmtes Bild „nach“malt, sondern mit eigenen Mitteln neu gestaltet und somit interpretiert. Unterstützt durch die „Unschärfe“ des Bildes scheinen sich in diesem Haiga verschiedene Bedeutungen miteinander zu verweben – eine spannungsvolle Offenheit, die auch eine Transzendenz nicht ausschließt. Die Anordnung der Schrift unter der Sonne wirkt haltend – fast ein wenig behütend. Ein vielschichtiges Haiga mit starker Wirkung.